Gerade geht ein Beitrag von  Frank Stocker ein wenig viral. Stocker ist  Wirtschafts- und Finanzredakteur bei Die Welt (disclaimer: für die hab ich lange auch aus Nordeuropa berichtet). Auf LinkedIn und in der Zeitung schreibt er, dass wer die Rentenbeiträge 45 Jahre in den DAX statt ins Umlageverfahren investiert hätte, auf 6243 statt 1835 Euro monatliche Rente käme. Dafür hat er historische (und angenommene historische, denn den Index gibt es noch nicht lang genug) DAX-Wertentwicklungen genommen. Schönes, plakatives Beispiel dafür, was Kapitalanlage erreichen kann.
Für das deutsche Umlageverfahren gibt es gute Gründe. Dass es wie in Stockers Berechnungen komplett durch Kapitaldeckung ersetzt wird, ist deshalb keine Option. Vielmehr sollte der Staat es um eine Aktienrente ergänzen. Doch bis es soweit ist, wird es dauern – nicht nur, weil die FDP nicht mehr im Bundestag ist, sondern auch, weil Gewerkschafter und Linke leider noch nicht erkannt haben, wie sehr dieser Vorschlag auch in ihrem Interesse ist.
Die gute Nachricht: Jeder kann schon heute seine kapitalgedeckte Zusatzrente selber erreichen – mit Vorbild norwegischer Ölfonds. Dessen Anlagestrategie zu kopieren ist viel empfehlenswerter als wie von Stocker gewählt auf den doch sehr stark schwankenden DAX zu setzen.

So werden aus 1000 Euro 6200
Um bei einer angenommenen realen Rendite von 3% pro Jahr – das klingt nach wenig, ist aber viel und vor allem ist es realistisch – nach 45 Beitragsjahren auf die erwähnten 6243 (gerundet 6200) Euro zu kommen, bedarf es bei wie von Stocker angenommener Rentendauer von 20 Jahren 1000 Euro monatlicher Sparrate. Das ist zwar im Vergleich zum sehr staatlichen Ertrag nicht viel, aber sicherlich zu viel für den deutschen Durchschnittsverdiener, der laut Rentenversicherung auf rund 4200 Euro pro Monat kommt.
Da der Durchschnittsverdiener aber schon 1800 Euro Rente bekommt, bräuchte er monatlich im Alter „nur“ 4400 Euro zusätzlich für die zitierten 6200 Euro. Schon reicht eine monatliche Sparrate von 610 Euro. Und weil es üblicherweise locker ausreichen sollte, die eigene Rente zu verdoppeln, werden nur 1800 Euro zusätzliches Kapital pro Monat im Rentenalter gebraucht. Dann reicht es gar, monatlich 290 Euro zu investieren. Schon sind wir bei einem halbwegs realistischen Wert, der zudem bedeutet, in etwa das Einkommensniveau zu halten.
Das Beste zum Schluss: Wer sich mit einer Rentensteigerung von „nur“ 50% (also 900 Euro) zufrieden gibt, ist gar mit 5 Euro am Tag dabei!
Weil allerdings die wenigsten direkt nach Berufsstart genug Geld (und Lust!) haben dürften, zu investieren, ist sicherlich realistischer, nur 35 Jahre anzusparen. Dann werden für 1800 Euro zusätzlich im Alter über 45 Jahre 440 Euro monatlich benötigt und auch die anderen Beträge müssen entsprechend um gut 50% erhöht werden.
