Endlich wieder Zinsen! Oder: zu früh gefreut!

“Tagesgeld-Kracher” von 4%, “Festgeld-Hammer” von 4,2% und so weiter – nach der Null- und sogar Negativzinsphase gibt es endlich wieder Zinsen auf Fest- und Tagesgeld. Toll, oder? Jedenfalls klingen Medien und Finanzinstitute so, als sei nun wieder alles bestens und als gäbe es wieder ordentlich Rendite auf das Ersparte. Wer will da noch auf das Risiko Aktien setzen?

Wichtig ist, was hinten rauskommt, um es mit dem verstorbenen Einheitskanzler Helmut Kohl zu sagen. Und da zählt die reale Rendite, also Zins abzüglich Inflationsrate. Die aber lag als es kaum Zinsen gab auch um die Null.

Aktien machen’s besser

Seit dem erbitterten und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine (bzw. seit dessen 2. Stufe, den die Besetzung der Krim sollte nicht verharmlost werden) ist die Inflationsrate in die Höhe geschossen und liegt nach leichter Abkühlung laut Statistischem Bundesamt aktuell (September 2023) bei vorläufigen 4,5%. Verglichen mit den oben genannten Zinssätzen von 4% bzw 4,2% also immer noch zu hoch, um real einen guten Schnitt zu machen. Zu früh gefreut also. Was bleibt? Aktien.

Einen guten, wenngleich graphisch nicht grade ansprechenden (die Unterschiede in der Inflationsrate gehen etwas unter, dafür lieber bis zur Tabelle scrollen) Überblick über die Realrenditen des MSCI World über 50 Jahre gibt es hier. Die durchschnittliche reale Rendite p.a. wird mit stolzen 8,7% angegeben gegenüber der nominalen von 11,5% (allerdings handelt es sich hier um das arithmetische Mittel, anhand der Tabelle kann sich aber jeder den Durchschnittswert für beliebige Zeiträume errechnen).

Das Phänomen der nur auf den ersten Blick tollen Zinssätze, ist nicht neu, wer hier bei der Bundesbank einen Blick auf die 1990er wirft (oder hier auf einen noch längeren Zeitraum), kann gut erkennen – hohe Zinsen gehen mit hoher Inflationsrate und niedriger mit niedriger einher. Die Realrendite schwankt erheblich weniger als man denkt und liegt im Vergleich zu der von Aktien eher niedrig. Ein hoher Zins ist aber kein Garant für eine hohe Realrendite, sondern nur für ein verlockend gutes Gefühl.

 

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