Ist der Kapitalist Gerd Kommer ein Sozi?

 

Wer hätte das gedacht: Gerd Kommer, der auf LinkedIn eher sehr liberale Ansichten liked, ein Sozi?

Jedenfalls macht er sich dafür stark, dass die (ehemals) klassische SPD-Klientel finanziell bessergestellt wird – und möchte mit Aufklärung dazu beitragen. Kommer argumentiert gegen zehn „toxische Glaubenssätze“, die verhindern, dass jedeR mehr aus dem eigenen Geld macht. .

Warum das vor allem für die nicht-Besserverdienenden wichtig ist, erklärt er gleich zu Anfang und argumentiert, wie ich es auch immer wieder tue:

„als normaler Bürger […] ist der Vermögensaufbau über den globalen Aktienmarkt die beste Option. Das gilt ganz besonders für die einkommensschwächere Hälfte der Bevölkerung“.

Wer nicht sonderlich gut verdient, ist darauf angewiesen, das Beste aus seinem Ersparten zu machen – so in etwa schreibe ich es im Vorwort zu „So werden Sie reich wie Norwegen“.

Bei Kommer folgt die Entkräftung etlicher Vorurteile, die viele (antürlich auch konservative!) BürgerInnen gegen Aktienanlage und den Kapitalismus haben. Es sind größtenteils wie ich finde sehr gute Argumente, die ängstliche deutsche Sparer überzeugen sollten.

Es ist so wichtig, dass, vor allem wäre es so schön, ist es wichtig, wenn auch die Linken und Progressiven endlich wirklich ehrlich progressiv und links denken und versuchen, alle noch mehr am Mehrwert teilhaben zu lassen.

Wenn Arbeitnehmer vermehrt zu Aktionären werden, bekommen sie mehr vom Kuchen ab – und Mitspracherecht. Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital ist ein urlinker Gedanke. Mit der Aktienrente oder anderen Formen mehr zu investieren statt nur zu sparen, wäre letztlich allen geholfen – die Wirtschaft bekommt dringend benötigtes (Eigen)Kapital zur Verfügung gestellt und die BürgerInnen, die es investieren, erhalten langfristig eine höhere Rendite statt mit vorgeblich sicheren Finanzprodukten vor allem die Finanzindustrie samt Vertrieb zu päppeln.

Dann sind natürlich nicht alle (wirtschaftlichen) Probleme beseitigt, aber ein paar. Und es wäre einmal mehr deutlicher, dass es hilft, wenn wir alle an einem Strang ziehen statt immer wieder unnötige Gegensätze aufzubauen.

DAX holt auf, doch Aktienpart des Ölfonds weiter klar vorn

Ölfonds und DAX historisch fast gleich auf.

Entwicklung des norwegischen Ölfonds seit Start.

Wow, zum Ende des ersten Halbjahres 2025 hat der DAX den Aktienpart des Ölfonds eingeholt. Seit 1997 hat sich der deutsche Leitindex meinen Berechnungen zu Folge um gut 6 Prozentpunkte besser entwickelt als der Ölfonds. Klingt zunächst gut, allerdings gilt weiterhin: Des DAX schwankte über die Jahre stärker als der Ölfonds. Damit ist dieser also immer noch die sicherere Anlage gewesen. Und: Vom Aktienpart des Ölfonds ist der deutsche Aktienindex immer noch rund 10% entfernt. Egal, wie der DAX sich in Zukunft entwickelt: Breit streuen wie der Ölfonds ist aus meiner Sicht immer noch die bessere Investmentidee als lediglich auf deutsche Aktien zu setzen.

Zum Halbjahresergebnis kann außerdem gesagt werden: in angenehmes Plus und dennoch ein Minus, so in etwa lässt sich die Entwicklung des norwegischen Ölfonds im ersten Halbjahr 2025 zusammenfassen. Denn während die Rendite der Investitionen in Währungen der Anlagen gemessen 5,7% zulegten (und mit 0,05% ein ganz klein wenig weniger als die Benchmark) wirkte sich die erstarkte norwegische Krone negativ auf das Fondsvolumen aus. Der Wert fiel daurch um etwas mehr als 1 Billionen NOK. Kein Grund zur Panik. Es gilt, was zum ersten Quartal 2025 geschrieben: You win some, you loose some – mal gibt es positive, mal negative Wechselkurseffekte. Bei einer so breit international aufgestellten Geldanlage lohnt darüber langfristig der Ärger nicht.

6200 statt 1800 Euro Rente – so geht’s

Gerade geht ein Beitrag von  Frank Stocker ein wenig viral. Stocker ist  Wirtschafts- und Finanzredakteur bei Die Welt (disclaimer: für die hab ich lange auch aus Nordeuropa berichtet). Auf LinkedIn und in der Zeitung schreibt er, dass wer die Rentenbeiträge 45 Jahre in den DAX statt ins Umlageverfahren investiert hätte, auf 6243 statt 1835 Euro monatliche Rente käme. Dafür hat er historische (und angenommene historische, denn den Index gibt es noch nicht lang genug) DAX-Wertentwicklungen genommen. Schönes, plakatives Beispiel dafür, was Kapitalanlage erreichen kann.

Für das deutsche Umlageverfahren gibt es gute Gründe. Dass es wie in Stockers Berechnungen komplett durch Kapitaldeckung ersetzt wird, ist deshalb keine Option. Vielmehr sollte der Staat es um eine Aktienrente ergänzen. Doch bis es soweit ist, wird es dauern – nicht nur, weil die FDP nicht mehr im Bundestag ist, sondern auch, weil Gewerkschafter und Linke leider noch nicht erkannt haben, wie sehr dieser Vorschlag auch in ihrem Interesse ist.

Die gute Nachricht: Jeder kann schon heute seine kapitalgedeckte Zusatzrente selber erreichen – mit Vorbild norwegischer Ölfonds. Dessen Anlagestrategie zu kopieren ist viel empfehlenswerter als wie von Stocker gewählt auf den doch sehr stark schwankenden DAX zu setzen.

Um über 20 Jahre Rentenzeit zusätzlich 6.200 € ausgezahlt zu bekommen, müssen Sie vorab 45 Jahre monatlich 1.000 € bei einer realen Rendite von 3 % (damit wird bei der norwegischen Formel gerechnet) investieren, also rund 30 Euro pro Tag. Wenn Sie nur 900 € benötigen, reichen 145 € pro Monat Sparrate. Grafik: www.reichwie.de

So werden aus 1000 Euro 6200

Um bei einer angenommenen realen Rendite von 3% pro Jahr – das klingt nach wenig, ist aber viel und vor allem ist es realistisch – nach 45 Beitragsjahren auf die erwähnten 6243 (gerundet 6200) Euro zu kommen, bedarf es bei wie von Stocker angenommener Rentendauer von 20 Jahren 1000 Euro monatlicher Sparrate. Das ist zwar im Vergleich zum sehr staatlichen Ertrag nicht viel, aber sicherlich zu viel für den deutschen Durchschnittsverdiener, der laut Rentenversicherung auf rund 4200 Euro pro Monat kommt.

Da der Durchschnittsverdiener aber schon 1800 Euro Rente bekommt, bräuchte er monatlich im Alter „nur“ 4400 Euro zusätzlich für die zitierten 6200 Euro. Schon reicht eine monatliche Sparrate von 610 Euro. Und weil es üblicherweise locker ausreichen sollte, die eigene Rente zu verdoppeln, werden nur 1800 Euro zusätzliches Kapital pro Monat im Rentenalter gebraucht. Dann reicht es gar, monatlich 290 Euro zu investieren. Schon sind wir bei einem halbwegs realistischen Wert, der zudem bedeutet, in etwa das Einkommensniveau zu halten.

Das Beste zum Schluss: Wer sich mit einer Rentensteigerung von „nur“ 50% (also 900 Euro) zufrieden gibt, ist gar mit 5 Euro am Tag dabei!

Weil allerdings die wenigsten direkt nach Berufsstart genug Geld (und Lust!) haben dürften, zu investieren, ist sicherlich realistischer, nur 35 Jahre anzusparen. Dann werden für 1800 Euro zusätzlich im Alter über 45 Jahre 440 Euro  monatlich benötigt und auch die anderen Beträge müssen entsprechend um gut 50% erhöht werden.