Mit 6 Schritten dem Ölfonds gleichziehen

Mit einem Plus von über 9% im ersten Halbjahr 2021 hat der norwegische Ölfonds schon wieder eine Spitzenperformance hingelegt. In den vergangenen 12 Monaten erwirtschaftete er gar eine Rendite von über 25%. Höchste Zeit, sich den größten publizierende Staatsfonds der Erde zum Vorbild zu nehmen und ohne viel Aufwand selber eine private Aktienrente aufzubauen. Wie beschreibe ich hier bei capital.de. Hier ein Auszug:

Wer hätte das nicht gerne: Über 200.000 Euro Vermögen pro Kopf, durchschnittliche Jahresrendite über 6,5% und das bei 0,05% jährliche Verwaltungskosten? Diese Traumzahlen entsprechen den Kennzahlen des norwegischen Ölfonds heruntergebrochen auf den Fall eines Einzelanlegers. Das Beste: Sie sind für jeden machbar und das sogar ohne viel Arbeit. Einzige Bedingung: Den Ölfonds zum Vorbild nehmen. Denn so erstaunlich es klingen mag, dessen Strategie ist auch für Privatanleger umsetzbar. Schließlich investiert der fast ausschließlich in Märkte, die allen offenstehen.

Wer heute als 40-jähriger bei Null anfängt und monatlich 500 Euro nach Ölfondsprinzip anlegt, kann, wenn er in Rente geht, diese jeden Monat um fast 3000 Euro aufbessern. Jede zusätzliche 100 Euro bedeuten monatlich knapp 600 Euro mehr im Alter und jede 10 000 Euro Startkapital 380 Euro mehr monatlich.

Gerechnet wurde hier mit Renteneintrittsalter 67, einer Lebenserwartung von 90 Jahren – dabei liegt diese in der Altersklasse aktuell noch etwas niedriger, es bleibt also ein Puffer – und der Ölfondsrendite von 6,56%, die dieser seit 1998 durchschnittlich pro Jahr erreicht hat. Steuern und Inflation sind noch einzubeziehen.

Wie das geht in Kurzform hier bei capital.de und ausführlich in meinem Buch. Dort auch mehr Berechnungen zu wieviel Zusatzeinkommen eine Geldanlage nach norwegischem Vorbild führen kann.

Teuerste Goldmünze: So beeindruckend ist deren Rendite wirklich

Sotheby's Auktionsergebnis teuerste Goldmünze (Screenshot Ausschnitt)

Sotheby’s Auktionsergebnis teuerste Goldmünze (Screenshot Ausschnitt)

18,87 Millionen US-Dollar für eine 20-Dollar-Münze! Kein Wunder, dass die Medien sich bei dem Auktionsrekord von Sotheby’s mit Superlativen überbieten. “Rekordpreis bei Versteigerung”, schreibt tagesschau.de und  “Teuerstes Geldstück der Welt” titelt bild.de. Von 20 auf fast 19 Millionen Dollar heißt, es ist die teuerste Goldmünze und der Wert hat sich fast vermillionenfacht – das ist eine solche Steigerung, dass es auch sprachlich ganz komisch klingt. Verzehn- oder auch vertausendfacht ist noch leicht auszusprechen und zu verstehen, aber vermillionenfacht klingt dann doch arg holprig.

Doch absolute Performance sagt letztlich nicht viel aus. Viel interessanter sind zwei Fragen:

  1. Welche durchschnittliche jährliche Rendite steht hinter dieser enormen Wertsteigerung von 94.349.900 % (ja, vierundneunzigmillionendreihundertneunundvierzigtausendneunhundert) ?
  2. Wie schneidet die Performance der Münze im Vergleich ab?

Zu Frage 1 erstmal kurz raten: Wie hoch ist die jährliche Rendite für die teuerste Goldmünze gewesen? 1000 %? 350 %? 23% ? Nein. 17 %! Bzw. nicht einmal das, sondern nur 16,922 %. Enttäuscht?

Jeder, der mehr als nur die vergangenen drei, vier Jahre an der Börse aktiv ist, weiß, dass knapp unter 17 % jährliche Rendite ein ziemlich guter Wert ist und sogar ein extrem guter, wenn er dauerhaft erzielt wird. Trotzdem scheinen 16,922 % wenig für diesen enormen Wertzuwach. Das Geheimnis, das dahintersteckt, ist der Zinseszins.

Egal, ob enttäuscht oder nicht, so wird’s errechnet: Um die Frage eins zu klären, ist der Zeitraum des Wertzuwachses essentiell. Laut Sotheby’s handelt es sich bei der Münze um eine “1933 Double Eagle Coin” (dazu hier bei Sotheby’s diese und viele weitere Informationen zur Münze), die also 1933 erstmals auf den Markt kam, ein Monat wird nicht angegeben. Die Versteigerung fand Anfang Juni 2021 statt. Gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass der Wertzuwachs binnen genau 88 Jahren stattfand (und auch, dass der Nennwert von 20 Dollar der damalige Verkaufspreis war). Was das für die jährliche Rendite bedeutet, lässt sich per Taschenrechner oder zinsen-berechnen.de schnell rausfinden.

Der Zinseszins ist der R-Wert der Geldanlage

Von 20 bis fast 20 Millionen - mit dem Zinseszinseffekt zur teuersten Goldmünze.

Von 20 bis fast 20 Millionen – mit dem Zinseszinseffekt zur teuersten Goldmünze.

Die 20 Dollar Startkapital für die nunmehr teuerste Goldmünze sind bei fast 17 % jährlicher Rendite nach rund fünf Jahren erstmals doppelt so viel Wert und dann entsprechend nach einer halben Dekade wieder. Die 100 Dollar sind erstmals nach 11 Jahren überschritten, nach 40 Jahren die 10 000. Es geht also zunächst ziemlich langsam voran, gemessen in Dollar-Beträgen.  Die erste Million ist erst nach 70 Jahren erreicht. Und dann geht es ab: Nach 84 Jahren die 10 Millionen. Knapp fünf Jahre später – s.o. – hat sich die Summe wieder verdopppelt und zwar auf jene 18,87 Millionen. Mit den Zinseszinsen ist es in etwa wie mit dem R-Wert bei einer Pandemie: Bloß nicht unterschätzen! (Exponentielles Wachstum!)

Warum es wie beim Anlegen mit Vorbild norwegischer Ölfonds nicht nur lohnt, lange dabei zu bleiben, sondern bei den Kosten auch die zweite Nachkommastelle im Blick zu haben, zeigt die Wertentwicklung der Münze ebenfalls. Denn wenn statt der 16,922% jährlicher Rendite 17% angenommen werden, wären aus 20 Dollar binnen 88 Jahren tatsächlich etwas über 20 Millionen Dollar geworden und nicht “nur” 18,87 Millionen, 0,078% mehr Rendite hätten auf diese lange Frist also zu einem Mehrertrag von über 1 Million geführt.

Auch die ersten 60 Jahre sind nicht schlecht, aber..

Auch die ersten 60 Jahre sind nicht schlecht, aber..

Jetzt also zu Frage 2 und da bleiben wir in den USA. Denn der dortige Aktienindex Dow Jones ist vielleicht nicht das Maß aller Dinge, aber noch älter als die Goldmünze und deshalb bestens geeignet um (z.B. hier) zu schauen, was so an der Börse im selben Zeitraum möglich gewesen wäre, also in jenen 88 Jahren von 1933 bis jetzt. Mit der Uhrzeit der Versteigerung halten wir uns jetzt nicht auf, sondern wählen stattdessen den Stand des Dow Jones Industrial Average (DJIA) am 8. Juni diesen Jahres und des Jahres 1933: Das sind einmal 34599,82 für den 8. Juni 2021 und 93,52 für den gleichen Tag 88 Jahre zuvor. Damit geht es “nur” um ein mehrfaches vertausendfachen und ein Plus von fast 37 000 %.  Klingt immer noch nach ziemlich viel und sind pro Jahr immerhin fast 7 %, genau 6,951 %. Hier hat die Goldmünze den breiten Aktienindex also klar geschlagen. Das ein Einzelinvestment von einer breit gestreuten Anlage abweicht, ist aber nicht verwunderlich. Übrigens liegt die durchschnittliche jährliche Rendite des Dow Jones gar nicht so weit entfernt von der des norwegischen Ölfonds (wenngleich bei einem anderen Zeitraum).

Auktionshäuser sind nicht so transparent wie man denkt

NB: Auktionshäuser geben bei den Resultaten üblicherweise die Summe an, die der Käufer inklusive Aufgeld bezahlt hat. Das ist aber nicht, was der Verkäufer erlöst. Dessen Wertsteigerung errechnet sich aus  der Differenz aus seinem  Einkaufspreis und der Summe, die er vom Auktionshaus erhält. Weil bei der Münze aber die Wertsteigerung von 20 Dollar auf 18,87 Millionen US-Dollar im Fokus steht und die Münze in diesen fast 90 Jahren viele Besitzer gehabt hat, beruht die Berechnung hier auch darauf.

Zum Thema (Kunst-)Auktionen, Aktien und Wertsteigerung habe ich u.a. einmal für “Kunst und Auktionen”, die Kunstmarktzeitschrift von “Die Zeit” geschrieben. Zum Text, der von Apple, Sex und My Bed handelt, hier entlang.

Deutsche Wohnen enteignen = Rentner enteignen oder: Klaus Staeck 2021

Wer mit Deutsche Wohnen enteignet würde.

Gewöhnliche norwegische Bürger haben große Anteile an Deutsche Wohnen (Screenshot: Deutsche Wohnen).

Wie Berlin dem Mietenwahnsinn ein Ende bereitet? Für immer? Ganz einfach: “Deutsche Wohnen & Co enteignen”. Das meint jedenfalls die gleichnamige Initiative. So traurig es ist, dass Berlin haufenweise Wohnungen in kommunalem Besitz verkauft hat und so wichtig bezahlbarer Wohnraum ist, so fraglich ist doch, diese einmal verkauften (oder auch andere) Wohnungen nun mittels Deutsche Wohnen enteignen  (und – immerhin – entschädigen) zurückholen zu wollen.

Es gibt viele Gründe, die in der Debatte bedacht werden sollten und die durchaus dagegen sprechen – z.B.:

  • das Prinzip, Eigentum nicht einfach so anzutasten.
    Oder auch die möglichen Antworten auf die Fragen:
  • wer soll die Entschädigung bezahlen? (vermutlich alle – Steuerzahler) und
  • wer soll dann davon profitieren? (einige wenige – die, die in den Wohnungen leben).

Heute aber ein kleiner Blick darauf, wer denn da enteignet werden soll. Denn  “Deutsche Wohnen & Co” – und hier ersetzen wir mal das “Co.” durch  “Vonovia” – sind ja nicht Unternehmen, die niemandem gehören oder einem ominösem Großkapital, dem man ruhig Schaden zufügen darf und dem es auch nicht wehtut – ein Eindruck, der erschreckenderweise aber immer mal wieder erweckt wird und in den Bereich der antikapitalistischen Verschwörungserzählungen gehört.

Fasst die Renten nicht an

Wer mit Vonovia enteignet würde.

Die größten Aktionäre von Vonovia sind letztlich ganz gewöhnliche norwegische Bürger (Screenshot: Vonovia).

Großaktionär sowohl bei Vonovia als auch bei Deutsche Wohnen ist der norwegische Ölfonds. Dessen Finanzanlagen sind langfristig und letztlich vor allem dafür gedacht, zukünftige Pensionszahlungen an norwegische Rentner zu finanzieren. Der norwegische Staat ist so weise, das Geld seiner Bürger langfristig und renditenstark anzulegen. Die deutschen Wohnungsbauunternehmen zu (teil)enteignen, hieße, den künftigen norwegischen Rentnern einen Teil ihrer Pensionen wegzunehmen. Wollt ihr das, Initiative dwenteignen? Und im Übrigen auch anderen Kleinanlegern, denn hinter Blackrock – die durchaus kritisch gesehen werden darf – stehen teilweise auch Privatanleger, die versuchen, ihre dürftigen gesetzlichen Renten kapitalgedeckt zu steigern.

Bevor es zwei Vorschläge zur Güte gibt, noch ein kleiner Blick auf Zahlen.

Bezahlbarer Wohnraum ist unglaublich wichtig – und viele in Berlin (wo die Enteignungs-Initiative läuft), haben den auch. Nämlich vor allem jene, die alte Mietverträge haben. Die Neuhinzugezogenen der letzten Jahre oder jene, die umgezogen sind, aber zahlen tüchtig. Bei vielen von jenen, die nicht das Glück haben, einen alten Mietvertrag oder ein ziemlich sattes Gehalt zu haben, dürfte die Miete bei den monatlichen Ausgaben der größte Posten sein. Laut Statistischem Bundesamt gibt der durchschnittliche deutsche Haushalt 27% des Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete und damit etwas mehr als 30% für die Warmmiete aus (der wohl relevantere Posten). In Berlin liegt der Satz in etwa auf gleichem Niveau und es ist davon auszugehen, dass viele über und viele unter diesem Mittelwert liegen – nicht nur in Abhängigkeit vom Einkommen, sondern auch vom Unterzeichnungsdatum des Mietvertrags (s.o.).

Nun also zwei Vorschläge, die besser sind als Enteignungen wie derzeit debattiert:

  • Wie wäre es, wenn wir auch in Deutschland versuchen, mehr aus dem eigenen Kapital zu machen und es global anlegen. Dazu kann gerne auch gehören, bei Vonovia und Deutsche Wohnen als Aktionär einzusteigen, auf der Hauptversammlung aufzutreten und da dann gemeinsam als Aktionäre eine (Selbst-)Enteignung (in dem Fall im Form eines günstigen Verkaufs) und/oder einen Mietendeckel durchzusetzen. Das lässt der Kapitalismus zu und bei dem hohen Streubesitz der beiden börsennotierten Gesellschaften ist das machbar. Und irgendwie doch viel schöner als mit Gewalt zu enteignen. Also: Statt “Deutsche Wohnen & Co” enteignen, “Deutsche Wohnen & Co kaufen”!
  • Wie wäre es, wenn das Kaufen einer Immobilie in Deutschland einfacher und billiger wird? Denn die hohen Mieten sind vor allem für eine Bevölkerungsgruppe ein Problem: die Mieter. Und davon gibt es in Deutschland viele. Die Wohneigentumsquote ist im internationalen Vergleich mit knapp unter 50% niedrig – laut Bundesbank am zweitniedrigsten in der OECD. Die LBS hat eine schöne Übersicht, aus der hervorgeht, dass z.B. Ungarn (89%), Italien und Norwegen (je 77%), Schweden (61%) und viele andere Länder deutlich vorne liegen. In Berlin liegt die Quote laut der Statistik übrigens bei nur 17%. Die Kaufnebenkosten für Makler, Grunderwerbssteuer, Notar liegen in Deutschland schnell bei 10% und mehr. Deshalb ist es in Deutschland nicht nur relativ unüblich, überhaupt eine Immobilie zu kaufen, sondern wenn, dann wird diese selten verkauft, um dann der neuen Arbeits- oder Familiensituation gemäß eine passendere (kleiner, Grüße, bessere Lage) zu kaufen. In Nordeuropa hingegen sind die Nebenkosten niedrig (nur nebenbei: selbst die günstigen Festpreismakler bieten einen besseren Service, vor allem online, als viele teure hierzulande), der Handel ist einfach und es ist keine Seltenheit, zum Berufsstart die erste Immobile zu kaufen und mit Ende 40 schon in der dritten selbstgenutzten Immobilie zu wohnen. Keine Frage: auch das kostet, aber die Nebenkosten sind niedriger und – Stichwort Zwangssparen (wer mein Buch gelesen hat, weiß, dass der Kauf dadurch finanziell die bessere Option sein kann als die Miete) – es wird Kapital aufgebaut. Hier ein kleiner Einblick in Kaufen oder Mieten.

Was man der Initiative wie auch dem Berliner Mienendeckel-Versuch lassen muss: Sie schaffen es, ein wichtiges Thema – bezahlbaren Wohnraum – auf die Agenda zu setzen.

Die SPD und die Kunst nicht vergessen

Was das ganze mit Klaus Staeck zu tun hat? Eines von dessen wohl bekanntesten Plakaten trägt den Titel “Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen“. Überspitzt und ironisch wie der Künstler und langjährige SPD-Förder ist, hat er schon vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass mit Neid und/auf Immobilien leicht Stimmung zu machen ist.