Wohl dem, der eine gute finanzielle Vorsorge besitzt

Der revidierte norwegische Haushalt 2020 liegt vor und damit die genaue Summe, die der Staat dieses Jahr aus dem Ölfonds entnehmen möchte. Der Spiegel schreibt im Nachrichtentext dazu schon im Vorspann: “Wohl dem, der einen billionenschweren Staatsfonds besitzt”. Norwegen muss sich nämlich nicht stärker verschulden, um die enormen Sonderausgaben wegen der Corona-Krise zu stemmen. Das Land kann auf Erspartes zurückgreifen, denn es hat eine gute finanzielle Vorsorge.

Wieder einmal gilt: Wenn Sie ähnlich dastehen, ist das gut für Sie.

Revidiertes norwegisches Nationalbudget 2020. (Screenshot: Norw. Finanzministerium)

Revidiertes norwegisches Nationalbudget 2020. (Screenshot: Norw. Finanzministerium)

Wer Geld in sehr liquide Anlagen wie international gehandelte Aktien oder Anleihen investiert, kann sehr schnell reagieren, wenn an anderer Stelle mal mehr Geld benötigt wird. Ein enormer Vorteil. Den bietet ein nach norwegischem Vorbild aufgebauter Zukunftsfonds auch Privatanlegern. Immobilieninvestments beispielsweise sind da viel inflexibler.  (Norwegen investiert ebenfalls in Immobilien, aber einen sehr viel kleineren Teil als es bei Haushalten der Fall ist, die ein oder mehrere Wohnungen besitzen).

Entnahmen aus dem Ölfonds?

Wer sich noch nicht ausführlich mit dem Ölfonds beschäftigt (und zum Beispiel mein Buch noch nicht gelesen hat 😉 ), mag sich wundern: Entnahmen aus dem Ölfonds?

Deshalb ein wenig Hintergrund: Norwegen fördert seit 1971 Öl und investiert die Gewinne aus dem Rohstoffgeschäft seit 1996 weltweit, seit 1998 auch in Aktien. Die ausgeschütteten Gewinne der staatlichen Anteile am Ölriesen Equinor (ehemals bekannt als Statoil), Steuern auf das Geschäft mit dem schwarzen Gold und Zahlungen aus staatlichen Direktbeteiligungen an Ölfeldern fließen allesamt in den norwegischen Ölfonds. Offiziell heißt der »Statens Pensjonsfonds Utland«, also »Staatlicher Pensionsfonds Ausland«. Mit dem soll dafür gesorgt werden, dass die heimische Wirtschaft nicht überhitzt und auch zukünftige Generationen etwas vom norwegischen Wohlstand haben. Wie der Name schon sagt, ist gute finanzielle Vorsorge das Ziel. So weit, so gut.

Lex Stoltenberg

Laufende Zuschüsse zum Haushalt sind aber erlaubt, ja sogar vorgesehen. Schließlich sind es Staatseinnahmen und ein bisschen davon soll aktuell verwendet werden können. Üblicherweise übersteigen die jährlichen Zuflüsse die Entnahmen. Laut der von Jens Stoltenberg – früher norwegischer Finanzminister und dann Regierungschef, jetzt NATO-Generalsekretär – etablierten “handlingsregel” (Handlungsregel) sollen diese aktuell 3% des Fondsvolumens nicht überschreiten, in der Regel.

Jetzt sind es also 4,2% gemessen am Volumen zu Beginn des Jahres. Vergangenes Jahr waren es eben jene 3,0% – siehe die Grafik für die zwei Zahlen weiter oben im Text (hier mal auf Norwegisch, ausführlich auf Englisch hier).

Angesichts der hohen staatlichen Ausgaben in vielen Ländern, lohnt es sich, nochmal John Maynard Keynes zu lesen. Gerne auch in zusammengefasster Form, zum Beispiel in diesem FAZ-Text aus Zeiten der Finanzkrise vor über 10 Jahren.

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