Investieren in die Steinzeit?

Norwegische Natur bei Holter. (Foto: Bomsdorf)

Norwegische Natur bei Holter. Wie sah die wohl zur Steinzeit aus? (Foto: Bomsdorf)

Die FAZ hat das Format des Verlaufsprotokolls wieder entdeckt! Ob das eine gute Idee ist? Machte weder beim Schreiben noch beim Lesen Spaß. So war es jedenfalls in der Schule und so ist es leider auch beim Text “Die Folgen werden irreversibel sein” in der heutigen FAZ. Ist ein bisschen Steinzeit des Journalismus (das diese Form gewählt wurde, liegt vermutlich eher an der knappen Zeit, die sie bis zum Abgabetermin hatte, als an der Autorin selber).

Aber manchmal muss man da halt durch, um so schöne Zitate zu lesen wie:

“Die Steinzeit ist ja nicht zu Ende gegangen, weil es einen Mangel an Steinen gegeben hat.”

 

Langweilig, aber lesenswert

Die FAZ hat Joschka Fischer (für die jüngeren Leser: war mal grüner Außenminister und ganz früher hessischer grüner Umweltminister) mit Christian Staub (für alle: Europa-Chef von Fidelity) zusammengebracht und das Gespräch, nun ja, protokolliert. Der Text ist noch nicht online, aber vielleicht bald hier.

Fischer gibt sich fortschrittsgläubig. Das Zitat lautet komplett: „Die Steinzeit ist ja nicht zu Ende gegangen, weil es einen Mangel an Steinen gegeben hat, sondern weil sich Technologien entwickelt haben.“ Sprich, Innovationen können uns weiterhelfen und die müssen nunmal finanziert werden. Wer dort hohe Gewinnchancen sieht, wird entsprechende Produkte entwickeln und/oder dort invstieren. Geld nachhaltig umzuschichten kann auch helfen – das ist also eine Entscheidung die nicht nur vom Gewinnstreben, sondern auch vom Gewissen gesteuert ist.

Und was ist jetzt mit uns Privatanlegern?

So heißt es in dem Artikel später “Es komme aber nicht nur auf den Staat und die großen institutionellen Investoren an, findet Fischer. Vor allen Dingen müsse die Initiative von den Privatanlegern kommen.” Interessant.

Doch dann hat das Protokoll wohl einen Aussetzer oder Fischer hat zu dem Thema nicht mehr viel gesagt. Jedenfalls bleibt es leider ungeschrieben, was denn nun die Privatanleger hier für eine Rolle spielen könnten. Stattdessen: ein schönes Beispiel, was die Politik bewirken kann – auch mit Maßnahmen, die die Wirtschafts zunächst heftig kritisiert.

Fifty Shades of Grey - Nordfjorden, Svalbard. (Foto: Bomsdorf)

Fifty Shades of Grey – Nordfjorden, Svalbard. (Foto: Bomsdorf)

Abwasser und Kapitalismus

Fischer beschreibt das Verbot Abwasser einfach in Flüsse einzuleiten. Das war lange Standard, da billig, und als ein Verbot drohte, kam die Angst vor steigenden Kosten. Trotzdem blieb der dauerhafte wirtschaftliche Niedergang aus.

Das ist das Schöne am Kapitalismus: zwingt man die Marktteilnehmer (ja! denn wer will schon einen komplett “ungezügelten” Kapitalismus) zum Beispiel zu mehr Umweltschutz, meckern sie erst und tun dann alles, um unter diesen neuen Bedingungen zu überleben und möglichst viel Gewinn zu machen. Davon profitieren dann wieder Angestellte und Aktionäre  – und von den strikteren Umweltbedingungen alle. Natürlich dürfen die Eingriffe nicht zu schnell und zu radikal kommen, aber sie müssen kommen. Staub nimmt in dem Gespräch übrigens eher die Position des etwas Zaghafteren ein.

Wir Privatanleger können den Wandel beschleunigen – durch bewussten Konsum und bewusste möglichst ökologische Anlageentscheidungen, soll heißen die möglichst grüne Variante von ETFs zu wählen und vielleicht nebenbei ein kleines grünes Portfolio aufzubauen.

Die FAZ hat übrigens gar nicht Steinzeit eine neue Serie “Grüne Finanzen” zu der das hier erwähnte Verlaufsprotokoll, ähh, der hier erwähnte Artikel gehört. Lesen lohnt!

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