Noch mehr China im Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets und was Privatanleger damit anfangen können

Schwellenländer wie China, Brasilien oder Ägypten gelten vielen Anlegern als besonders riskant; nicht ganz zu unrecht, schwanken die Papiere dort doch erheblich stärker als die der großen Industrienationen. Das zeigt allein ein Vergleich des MSCI Emerging Markets mit dem MSCI World, wie ihn MSCI zum Beispiel in diesem Dokument selber vornimmt. Der enthaltene Chart zeigt aber auch, dass die Schwellenländeraktien längerfristig erheblich stärker gestiegen sind.

China bekommt dieser Tage besonders viel Aufmerksamkeit von Investoren, hat MSCI doch chinesische Aktien neu im Schwellenländerindex aufgenommen. Allerdings sind nur einige Aktien aus China neu im MSCI Emerging Markets, denn viele enthält der Index schon jetzt, sogar so viele, dass China mit fast 30% das Land ist, das das größte Gewicht hat. Wer sich mit dem Index beschäftigt, sollte wissen, dass es also nur um eine Erweiterung geht und keine Neuaufnahme Chinas. MSCI definiert als Schwellenländer (auch aufstrebende Volkswirtschaften genannt oder eben auf Englisch Emerging Markets) übrigens nicht nur die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China sowie einige Volkswirtschaften, die sicher viele ebenso dazu zählen würden wie Ägypten, Indonesien, Malaysia oder Mexiko, sondern auch Tschechien, Griechenland und Polen – allesamt EU-Mitglieder also.

Welche Bedeutung Schwellenländer im persönlichen Portfolio haben sollen, ist eine der grundsätzlichen Entscheidungen einer längerfristigen Anlagestrategie. Die Aktien sorgen für Rendite und Schwankungen, letztere allerdings haben historisch nicht so stark mit denen der entwickelten Volkswirtschaften korreliert, deshalb kann eine Kombination aus beiden das Risiko senken.

Der norwegische Ölfonds hat nicht von Beginn an auf diese Anlagen gesetzt, sondern erst etwas später, dann aber sehr erfolgreich. Ende 2017 waren 10 Prozent des Fondsvolumens in Emerging Markets angelegt (vgl. Jahresbericht 2017 S. 26). Wer bereit ist, ein höheres Risiko einzugehen, setzt auf 20%.

 

(Frei)Handel mit Trump – Strafzölle und zurück zum Merkantilismus?

Handel mit Wandel oder Kaufmann von Venedig (Foto: Bomsdorf)

Handel mit Wandel oder Kaufmann von Venedig (Foto: Bomsdorf)

Trump trumpft auf und erhebt Strafzölle auf europäische Produkte. Wobei es gar nicht entscheidend ist, dass es Straf-Zölle sein sollen, Zölle sind meist problematisch genug. Sie behindern den freien Handel. Denn plötzlich ist nicht mehr der eigentliche Preis einer Ware entscheidend, sondern der künstlich geänderte Endpreis.

Wenn von heut auf morgen plötzlich 7,30 Euro auf jeden Liter nichtalkoholischer Getränke anfallen würde, würden die Leute sicher mehr als jetzt zu Bier und Wein greifen und sich “einen reinstellen” wie es in manchen Teilen Deutschlands heißt, das aber nur halbfreiwillig, denn Marktpreise vorausgesetzt, würden sie sicher Wasser, Saft, Milch und Kaffee vorziehen. Die Strafabgabe zerrt also Wunsch und Wirklichkeit auseinander.

Genauso machen es Trumps Strafzölle. Wenn Stahl aus Europa durch diese in den USA nun teurer wird als das heimische Produkt, so werden die Käufer dort quasi gezwungen zu kaufen, was sie eigentlich (nämlich zum ehrlichen Preis) nicht wollen.

Damit erscheint ein eigentlich weniger wettbewerbsfähiges Produkt plötzlich attraktiver. Schade um die Marktwirtschaft und den damit verbundenen Wohlstandsverlust, denn natürlich könnte mehr und/oder besser konsumiert werden, wenn das preiswertere Produkt eine reelle Chance hätte.

Wie gut freier Handel für ärmere wie reichere Länder mit unterschiedlicher Wirtschaftsstruktur sein kann, hat David Ricardo vor Ewigkeiten gezeigt. Denn dieses Jahr ist es nicht nur 150 Jahr her, dass mit Das Kapital das Standardwerk von Karl Marx erschienen ist, auch mit Ricardo ist ein Jubiläum zu feiern: 200 Jahre kooperativer Kostenvorteil. Wenn sich Länder auf die Güter spezialisieren können, die sie besser und also günstiger herstellen können – und sei es relativ – nutzt das der ganzen Weltwirtschaft. Damals war diese Erkenntnis eine Abkehr vom Merkantilismus.

Merkantilismus? Was war das nochmal? Richtig: “eine durch massive Staatseingriffe in die Wirtschaft gekennzeichnete Wirtschaftspolitik während der Zeit des Absolutismus zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Ziel war die Steigerung der nationalen Wirtschaftskraft und die Erhöhung der Staatseinkünfte, z. B. durch die Erhebung von Schutzzöllen und die Förderung der frühindustriellen Produktion.” Hier einfach mal das Datum durch 2018 ersetzen und schon stimmt es auf das Schreckensszenario, an das Trump sich derzeit macht. Für die Weltwirtschaft sind das düstere Aussichten, für Investoren einerseits auch, andererseits ist es immer noch besser investiert zu bleiben und schwächeres Wachstum mit zu machen, als jetzt die Reißleine zu ziehen und wieder nur am Rande zu stehen mit Bargeld, das langfristig garantiert an Wert verliert.

Benchmark? Welche Benchmark?

“Der Vergleich hinkt” oder “Man kann keine Äpfel mit Birnen vergleichen” sind beliebte Argumente, um sich unbeliebter Kritiker zu entledigen. Aber natürlich können Äpfel mit Birnen verglichen werden, bestens sogar, denn die Unterschiede sind gut zu erkennen und viele Vergleiche, die angeblich hinken, werden dadurch nicht schlechter. Wenn die Performance, also der Erfolg, von Anlageprodukten und damit der Geldanlage verglichen wird, ist es wichtig, zumindest zu wissen, ob da Äpfel und Birnen (die in dem Fall die Benchmark wären) verglichen werden oder was da geschieht.

Die Süddeutsche Zeitung hat heute einen Text online in dem die Performance von Roboadvisern (wer eine schönere Pluralbildung kennt, bitte melden..) verglichen wird. Verglichen womit? Untereinander und – mit dem DAX? Das kann man machen, denn für den deutschen Kleinanleger ist der DAX häufig der bekannteste Index und womöglich auch ein potenzielles Investment (in Form eines ETF auf den DAX). Deshalb habe auch ich für mein Buch “So werden Sie reich wie Norwegen” die Performance des DAX mit dem Ölfonds verglichen, der DAX diente hier also als Benchmark. Dass sich beide unterschiedlich entwickeln ist nicht zuletzt deshalb wenig verwunderlich, weil der DAX ein höheres Risiko hat (das er trotzdem in der langen Periode 1998-2016 schlechter abschneidet, spricht klar gegen ein Investment in den DAX und für eins in ein nach dem Ölfondsvorbild aufgebautes Portfolio). Die Süddeutsche begeht aber den Fehler nicht zu erläutern, warum ein Vergleich mit dem DAX sinnvoll sein kann und erwähnt auch nicht das grundsätzlich andere Risiko.

Die Portfolios der Roboadviser hat sich dieses Frühjahr deutlich anders entwickelt als der DAX, diese sind (vgl Risiko) weniger stark gefallen. Kein Wunder, denn es handelt sich anders als beim DAX nicht um reine Aktienportfolios. Wenn nicht auf das deutlich unterschiedliche Risikoniveau eingegangen wird, ist der Vergleich, den die Website Brokervergleich anstellt (und auf den die Süddeutsche sich auch bezieht), sinnvoller als der der Süddeutschen. Bei Brokervergleich wird ein Portfolio, dass zu 50% aus dem MSCI World sowie zu 50% aus Staatsanleihen (Barclays Aggregate) besteht herangezogen – es schneidet häufig und vor allem längerfristig (2 und 3 Jahre) besser ab als die Roboaadviser. Am besten aber steht das Weltportfolio von Kommer da, das in seinem Zugang dem norwegischen Ölfonds ziemlich ähnlich ist. Wer sich an dem größten Staatsfonds der Welt orientiert, kann sich neumodische Roboadviser also womöglich sparen und macht dennoch einen besseren Schnitt.  q.e.d. ?