Aber bitte mit… Moral

Wer mein Buch kennt, kennt auch Yngve Slyngstad, den Chef des norwegischen Ölfonds. Ich habe ihn wie auch seinen Vorgänger Knut Kjær mehrfach interviewt – unter anderem für die Financial Times Deutschland und die Wirtschaftswoche. Jetzt war Die Zeit dran. Also machte ich mich einmal mehr auf nach Oslo.

Was interessierte die Wochenzeitung am meisten: Markt und Moral. Der Dauerbrenner also. Von meinem VWL-Professor Johann Eekhoff ist mir ein Satz in Erinnerung geblieben (tut mir leid, nicht mehr), denn er beinahe genüsslich immer wieder sagte: “Der Markt kennt keine Moral.”

Da hatte der eingefleischte Liberale Eekhoff vielleicht recht. Wie aber schaut es mit den Marktteilnehmern aus? Also uns Investoren und Konsumenten, können wir nicht mit Moral agieren und trotzdem den Markt nicht zerstören?

Das treibt auch den Ölfonds, die Zeit und deren Leser um und mich sowieso. Also ging es genau darum in dem Interview mit Slyngstad, das es hier online bei Die Zeit (gedruckt erschienen im November 2018) zu lesen gibt.

 

Kohle Aus: Norwegens Bottrop

Keine Ahnung, ob das Absicht war. Ausgerechnet am heutigen Tag, an dem in Bottrop Deutschlands letzter Steinkohlebergbau die Förderung einstellt, hält uns der norwegische Ölfonds über seine Kohle-Aktivitäten auf dem Laufenden. Auch die haben tüchtig abgebaut. Hier der entsprechende Chart aus der heutigen Mitteilung von NBIM:

Kohle im Benchmarkindex (Grafik: NBIM).

Kohle im Benchmarkindex (Grafik: NBIM).

“Du hast ‘n Pulsschlag aus Stahl
Man hört ihn laut in der Nacht
Du bist einfach zu bescheiden
Dein Grubengold
Hat uns wieder hochgeholt
Du Blume im Revier”

Herbert Grönemeyer singt zwar von Bochum, aber ich finde, es passt auch gut zu Bottrop. Deshalb das Video gleich zu Beginn.

 

 

 

Der kleine Junge und das Bier

Coca-Cola? Anheuser? Egal, Hauptsache Prost! (Foto: Bomsdorf)

Coca-Cola? Anheuser? Egal, Hauptsache Prost, ob mit Bier oder Coke! (Foto: Bomsdorf)

Es geht doch nichts darüber, mal wieder bei seinem alten Arbeitgeber vorbeizuschauen und sei es auch nur virtuell. Von 2012 bis 2014 habe ich für The Wall Street Journal und Dow Jones gearbeitet, zu denen auch Marketwatch gehört. Vor ein paar Tagen war dort dieser spannende kurze Text zu finden. Als kleiner Junge hatte Meb Farber, der als Erwachsener die Investmentgesellschaft Cambria mitbegründet hat, seinem Vater eine Postkarte mit Investmentideen geschrieben, darunter eine Bier-Marke: Anheuser.

Ein 12-Jähriger, der aus dem Sommercamp nach Hause ausgerechnet eine Liste mit den Aktien, die er gerne kaufen würde, schickt, klingt schon sehr speziell. Einerseits schade, dass er damals womöglich nichts anderes im Kopf hatte, andererseits schön für uns. Denn wir können sehen, dass er mit seinen Ideen ziemlich gut lag – und daraus unsere eigenen Schlüsse ziehen.

Coca-Cola, Anheuser und so weiter – auf Mebs Liste standen die großen Konsumgüter (ja, nicht nur die Hersteller von Bier und anderen Getränken), die jeder kannte. Und kaufte. Damit hätte er laut Marketwatch jährlich zwei Prozentpunkte besser abgeschnitten als der US-amerikanische S&P 500 Index. Ziemlich gut also. Beneidenswert gut.

Ein Zufallstreffer, keine Frage. Er wählte einfach, was er kannte. So etwas kann genauso gut nach hinten los gehen. Manch ein ehemals bekanntes Großunternehmen hat nämlich auch schon Konkurs anmelden müssen. Zudem gibt es sicher, dass es andere Indizes, die statt des S&P zum Vergleich hätten herangezogen werden können, gibt, die besser als Mebs Auswahl abgeschnitten haben. Welche wäre ein solcher Index sogar der bessere Vergleich gewesen, weil vom Risiko her Mebs Portfolio ähnlicher.

Das Beispiel lehrt: Hinterher ist man immer klüger und denkt “hätte ich mal”. Wen man länger drüber nachdenkt, wird, aber klar, dass auch das eigentlich nur ein Argument mehr ist, zwar zu investieren, aber breit und mit dem Markt.