Allzeithoch! (in Iran)

Wer hätte das gedacht: Ein Allzeithoch an der Börse während der Corona-Krise. Nur wo? Während sich viele große Börsenplätze deutlich von den Tiefs im März erholt haben, aber noch weit von früheren Höchstständen entfernt sind, ist das im Iran anders, meldet heute die FAZ unter Berufung auf die iranische Nachrichtenagentur.  Dort nämlich hat der Tedpix ein Allzeithoch erreicht.

Website Börse Teheran www.tse.ir

Website Börse Teheran www.tse.ir

Tedpix? Nie gehört, oder? Nicht so verwunderlich, denn der iranische Börsenindex taucht nicht einmal im All Country World Index von MSCI auf. Entsprechend schwer dürfte es für Ausländer sein, in den Tedpix und die darin enthaltenen Werte zu investieren und selbst, wer es macht: Der Index sollte nur einen sehr, sehr kleinen Anteil an einem Weltportfolio ausmachen. Wenn überhaupt. Der norwegische Ölfonds investiert dort überhaupt nicht.

Interessant ist ein kurzer Blick auf so abseitige Börsenplätze und deren Volatilität trotzdem. Schließlich hat der iranische Index sich seit Beginn dieses Jahres mehr als verdoppelt. Da möchte man doch gerne einmal schauen, was so alles im Index enthalten ist und vor allem verfolgen, wie es weitergeht mit/nach dem Allzeithoch an der Börse. Das geht hier bei der Tehraner Börse. Tradingeconomics hat auch einen Überblick. Also, ab und an aus Interesse mal reinschauen und am besten parallel vielleicht den Wechselkurs iranischer Rial-Euro im Auge behalten und damit etwas mehr über einen der extremeren Börsenplätze der Erde lernen (eine kleine Geschichte der Börse, die jahrzehntelang dicht war, bei Wikipedia).

Nachhaltig investieren? Aber breit gestreut

Grüne Bäume, klarer Himmel in Oslo. (Foto: Bomsdorf)

Grüne Bäume, klarer Himmel in Oslo. (Foto: Bomsdorf)

Geldanlage ja bitte, aber ethisch, grün und nachhaltig investieren. So lautet seit einigen Jahren ein weitverbreitetes Credo. Investments sollen nicht nur Rendite bringen, sondern mit dem guten Gewissen vereinbar sein. Hier erhalten Sie dazu ein paar Tipps. (Zum Thema gibt es übrigens auch ständig interessante Artikel in den führenden Medien – heute etwa in der FAZ (nur print) und bei Spiegel (in der Kolumne von Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen – mit ETF-Beispielen)).

Der Kapitalismus wird immer wieder gerne als Wurzel vieler Übel gesehen. An so manchem Vorwurf ist sicherlich etwas dran. Bedenken Sie aber auch, dass kein anderes Wirtschaftssystem es dem Einzelnen so leicht macht, seinen Werten Gehör zu verschaffen. Sie müssen allerdings bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und auch einmal Verzicht zu üben, statt nur zu schimpfen und ansonsten nichts tuend auf den Staat zu warten. Als Konsument haben Sie stets die Möglichkeit, nicht zu kaufen, was aus Ihrer Sicht unethisch hergestellt wurde, die Umwelt belastet und dergleichen. Das ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Ohne Käufer keine Umsätze – das wird den Herstellern auf Dauer zu denken geben.

Mit Geld abstimmen

Für Sie als Privatanleger gilt Ähnliches. Stecken Sie Ihr Geld nicht in Unternehmen oder Sektoren, deren Geschäftspraktiken Ihnen nicht passen, wenn Sie nachhaltig investieren wollen. Sie haben schließlich die freie Auswahl. Zudem können Sie Ihr Stimm- und Rederecht ausnutzen, um auf Hauptversammlungen zu wettern oder durch Verbände wie die Kritischen Aktionäre wettern zu lassen. Wer kein Geld mehr von Investoren bekommt oder sich von diesen anhören muss, schlecht zu handeln, wird sich seine Strategie vielleicht genauso überlegen, wie wenn die Kunden ausbleiben.

NBIM Bericht Responsible Investment 2019.

NBIM Bericht Responsible Investment 2019.

Für den Ölfonds gelten strenge ethische Richtlinien (mehr dazu in Kapitel 6 in So werden Sie reich wie Norwegen und beim Fonds selber). Es gibt eine schwarze Liste mit Unternehmen, in die kein Geld (mehr) investiert wird. Gründe dafür können sein, diese von Kinderarbeit profitieren oder Streubomben herstellen. Auch in das umfassende Geschäft mit Kohle mag der Ölfonds nicht investieren – obwohl dessen Geld aus dem nicht viel saubereren Ölgeschäft kommt. Dass im November 2017 vorgeschlagen wurde, in Zukunft auch Ölaktien abzustoßen, hat allerdings keine ökologischen Gründe. Damit soll das Risiko vermindert werden. Schließlich ist Norwegens Abhängigkeit vom Öl(preis) jetzt schon groß.

Drei Buchstaben die beim nachhaltig investieren helfen

Als Anleger haben Sie die Möglichkeit, ETFs zu wählen, die zwar immer noch sehr breit in den Markt investieren, aber bestimmte Unternehmen oder Branchen ausschließen – zum Beispiel die Tabak oder Waffenindustrie. Diese Fonds sind mit drei weiteren Buchstaben versehen.

Wählen Sie  Varianten, die bestimmte Sektoren ausschließen und zusätzlich nach dem Klassenbesten-Prinzip vorgehen. Bei ETFs, die sich auf Indizes von MSCI beziehen, steht dafür das Kürzel SRI.  ESG weist auf das Klassenbesten-Kriterium hin (dann sind die ausgewählt, die nach bestimmten ethischen Maßstäben besonders gut abschneiden). Hier zum Beispiel der MSCI All County World Index in SRI und klassischer Version im Vergleich (für das detaillierte Dokument hier entlang zu MSCI).

MSCI ACWI SRI vs. MSCI ACWI

MSCI ACWI SRI vs. MSCI ACWI. (Quelle: MSCI)

Darüber hinaus können Sie wie der Ölfonds einen geringen Anteil Ihres Zukunftsfonds gezielt in Unternehmen stecken, die Sie nach ganz bestimmten, zum Beispiel ökologischen Kriterien ausgewählt haben. Auch dafür gibt es spezielle ETFs. Der Anteil dieses Fonds (Beispiele auch in Tenhagens Artikel) im Fonds sollte aber niedrig bleiben, um der angestrebten Diversifikation nicht zu stark entgegenzuwirken.

Aktionär? Jung, niedriges Einkommen, Ost gesucht!

Interessante Zahlen vom Deutschen Aktieninstitut (DAI): In Deutschland legen vor allem gutverdienende Ältere ihr Geld in Unternehmen an. Schade! Aktionär sollte jeder sein. Die im Alter zwischen 40 und 60 Jahren investieren am fleissigsten in Aktien und Aktienfonds. Rund jeder fünfte von ihnen macht das laut DAI, während die Quote der 14 bis 39-Jährigen nur rund halb so hoch ist.

Hohes Einkommen = höhere Aktionärsquote

Das hängt sicherlich auch mit dem Einkommen zusammen. Denn DAI hat ebenso herausgefunden, dass die Aktionärsquote mit dem Haushaltsnettoeinkommen steigt. Das liegt nun einmal im Trend im Alter höher. (Wobei bei Familien in den Haushalten natürlich auch jüngere dazu zählen – da die in der Regel mit 18-20 ausziehen und damit nur in den Jahren von 14 bis zu diesem Alter in die Statistik einfließen, dürfte dieser Effekt nicht allzu groß sein). Fast jeder Dritte in einem Haushalt mit über 4000 € netto pro Monat war in 2019 Aktionär. Bei denjenigen mit 2000 € bis 3000 € netto lag diese Quote bei nur knapp 13%.

Was auf den ersten Blick naheliegend scheint, ist schade. Denn gerade für jene unter 40 und auch gerne unter 30 oder 20 dürfte sich das langfristige risikoreichere, aber risikokontrollierte Sparen und Investieren besonders auszahlen. Schließlich haben sie einen finanziellen Horizont von mehr Jahrzehnten als jene, die 40, 50, 60 oder älter sind.

Junge und Ärmere hinken hinterher – leider

Genau so sind diejenigen mit weniger Geld mehr darauf angewiesen, möglichst viel daraus zu machen. Wer mit kleinen Summen früh anfängt, hat gute Chancen – das zeigt beispielhafte Tabelle 1 aus meinem Buch “So werden Sie reich wie Norwegen”.

Renditeerwartungen - lang Aktuionär sein zahlt sich aus.

Berufsanfänger gehören sicher meist eher zu den unteren Einkommensklassen. Gleichzeitig ist deren Haushaltsgröße im Schnitt vermutich eher kleiner und damit das verfügbare Einkommen pro Kopf gar nicht so anders als bei manchem besser Verdienenden. Schon in den 20ern jeden Monat 30 Euro zurückzulegen und an der Börse anzulegen, könnte damit mehr Leuten möglich sein als es laut Aktionärsquote tun (am besten dann nach ein paar Jahren auf eine höhere Sparrate wechseln). Zumal, wenn man bedenkt, dass gerade Berufsanfänger dazu neigen, Lebensversicherungen oder Verträge mit berufsständischen Versorgungswerken abzuschließen, die schnell mehr kosten und zu einem guten Teil provisionsgetrieben sind, aber schlechtere Renditeerwartungen haben als das selbstgesteuerte Anlegen an der Börse. Das Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut ifo fordert übrigens Ähnliches.

Diese drei Buchstaben verschweigt DAI

Im Osten weniger Aktionäre. Schade.

Quelle: DAI

Was das DAI auch zeigt: In den ostdeutschen Bundesländern liegt die Aktionärsquote deutlich niedriger als in den westdeutschen. Interessanterweise war der Abstand hier vor einigen Jahren geringer. Doch ist die Quote im Osten deutlich stärker zurückgegangen als im Westen (S. 19 im hier verlinkten pdf des DAI). Auch das ist schade.

Das DAI ist eine Lobbyorganisation und möchte ganz im Sinne der Finanzinstitute, dass sich mehr Leute an der Börse engagieren. Da DAI da transparent ist und die eigenen Interessen nicht zu verschleiern versucht, ist dagegen nichts einzuwenden (und gegen das Ziel ohnehin nicht).

ETF – die kostengünstige Alternative zu klassischen Fonds der Banken – werden in dem Bericht des DAI nicht explizit erwähnt, um mehr Leute preiswert für die Börse zu begeistern. Das mag daran liegen, dass die Banken damit natürlich nicht so gut verdienen wie mit aktiven Fonds. Wer um die Vorteile von ETF weiß, wird hier anders handeln als DAI es womöglich gerne hätte – und ohne viel Arbeit Aktionär werden.